Wetter

Winterdekoration zum zweiten Advent

von Holger Westermann

Wenn Meteorologen schon zu Beginn des Dezember von „Winter“ sprechen, ist das ein Zugeständnis an die Wetterstatistik, die gern in kompletten Monaten abrechnet. Reif und Schnee sind lediglich beliebte Illustration der Kalenderblätter zum Jahresende. Denn hierzulande ist die weiße Landschaft ein Phänomen zu Jahresbeginn, wenn das Weihnachtstauwetter vorüber ist. Doch heuer (in diesem Jahr) könnte es anders kommen.

Die ersten Tage des meteorologischen Winters entfalten das volle Programm der kalten Jahrezeit, sogar Schnee bis ins Flachland ist möglich. Die Westdrift über den Atlantik wird derzeit durch ein solides Hochdruckgebiet blockiert, so dass von Osten her kalte Festlandsluft nach Mitteleuropa fließt. Auch hier bestimmt ein Hochdruckgebiet die weiträumige Luftströmung. Der ausgedehnte Hochdruckrücken erstreckt sich von Osteuropa bis nach Nordsibirien und führt mit seiner Zirkulation im Uhrzeigersinn bodennah Kaltluft heran. Insofern hat die vergleichsweise warme Hochdruckluft in 5000 oder 1500m Höhe kaum Einfluß auf die Temperatur am Boden. Dafür fehlt der Wind und die vertikale Durchmischung der niederen Atmosphäreschichten.

Am zweiten Adventswochenende erreicht die trocken-kalte Festlandsluft Mitteleuropa und trifft dort auf feucht-warme Mittelmeerluft. Je nachdem, wo genau diese Luftmassen aufeinander treffen (genau genommen „übereinander gleiten“) wird es schneien. Nach derzeitigen Berechnungen eher in der Mitte und im Süden Deutschlands, dort sicherlich in den Mittelgebirgen. Es kann aber auch den Osten Deutschlands und Österreichs treffen, sowie über einen Föhneffekt die Alpen. Selbst in tiefen lagen sind einige Zentimeter Neuschnee möglich, in den Staulagen der Berge (in Luv, diesmal die Ostseite) können es auch über 10cm sein. Bliebt die Kaltluft ist sie sehr trocken und es gibt keine weiteren Niederschläge - aber die klare kalte Luft unterstützt die rasche Abkühlung des Bodens. Die bodennahe Lufttemperatur wird merklich zurück gehen; regional ist Dauerfrost möglich.

Der leichte aber stetige Ostwind läßt die gefühlte Temperatur deutlich unter den Thermometerwert sinken. Die Nächte werden landesweit frostig. Nur an Meeren an größeren Flüssen hält der Wärmflascheneffekt die Küsten und Ufer frostfrei. Im Bergland hingegen tritt sogar mäßiger Frost zwischen -5 und -7 °C auf. Aufgrund der flachen Druckverteilung mit wenig Wind und Luftmassendurchmischung bildet sich vielerorts eine stabile Inversion - Warmluft in der Höhe und Kälte oder gar Nebel in den Niederungen; mancherorts auch überschichtet durch Hochnebel. Das sit eine sehr stabile Wetterlage, die mehrere Tage, womöglich auch Wochen anhalten kann.

Der Advent 2022 wird wie ein Bilderbuch- oder Kalender-Winter anfühlen.

Quellen:

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn: Winter zum zweiten Advent. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 30.11.2022

 

Erstellt am 1. Dezember 2022
Zuletzt aktualisiert am 1. Dezember 2022

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