Direkte und indirekte Auswirkungen verstärken sich auf fatale Weise

Depression schwächt das Herz

von Holger Westermann

Mittelschwere bis schwere Depression erhöht das Risiko von Herzinsuffizienz (Herzschwäche) um 40%, das geht aus einer mehrjährigen Beobachtungsstudie hervor. Dabei zeigte sich, dass die Intensität der Depression, die Schwere und Häufigkeit mit der depressive Symptome auftraten, direkt mit der Intensität der Herzprobleme korrelierten: Je schwerwiegender die Depression, um so höher das Risiko einer Herzerkrankung.

Für die Studie wurden die Daten der Nord-Trøndelag Health Study (HUNT-Studie) ausgewertet, die 62.567 von insgesamt rund 97.000 erwachsenen Bewohner der norwegischen Provinz (Fylke) Nord-Tröndelag berücksichtigt. Seit 1964 erhält jeder Bürger Norwegens bei seiner Geburt eine elfstellige Personennummer, die ihn durch sein Leben begleitet. Diese Personennummer wird auch im Gesundheitswesen verwendet und erlaubt in Verbindung mit den Daten der öffentlichen Gesundheitsversorgung eine präzise Analyse von Gesundheitsrisiken (Lebensgewohnheiten, Vorerkrankungen) und deren Folgen (chronische Erkrankungen, Klinikeinlieferungen, Todesursache).

Die Datenerhebung begann bereits 1995 und registrierte den Body-Mass-Index (BMI), körperliche Aktivität, Rauchgewohnheiten, Blutdruck und auch psychische Erkrankungen. Der Schweregrad von Depression wurde nach dem Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) klassifiziert.

Während der Beobachtungsdauer von 11,3 Jahren entwickelten fast 1.499 Menschen eine schwere Herzinsuffizienz (Klinikeinweisung oder gar Todesfall). Dabei war das Risiko für Menschen mit einer leichten Depression um nur 5% erhöht, bei einer mittelschweren oder gar schweren Depression jedoch um 40%. Frau Lise Tuset Gustad , Erstautor der Studie weist darauf hin, dass viele depressive Menschen oft einen weniger gesundheitsförderlichen Lebensstil führen, sie rauchen überdurchschnittlich häufig, trinken mehr Alkohol, meiden Sport und sind häufiger übergewichtig als der Bevölkerungsdurchschnitt – Gesundheitsrisiken, die auch ohne psychischen Erkrankung Herzinsuffizienz hervorrufen können.

Es gibt aber auch einen unmittelbaren Zusammenhang. Während akuten depressiven Episoden steigt die Produktion von Stresshormonen, wodurch Blutdruck und Herzrate (Frequenz der Herzschläge) ansteigen. Die Aktivierung einer generalisierten Entzündung fördert Arterioklerose. Wahrscheinlich ist die verstärkende Kombination beider Ursachen, Lebensstil und Stresshormone, dafür verantwortlich, dass sich Depressionen so nachhaltig auf die Herzgesundheit auswirken. Frau Gustad ergänzt, dass depressive Menschen sich oft schwer tun, die Ratschläge zu einer besseren Lebensführung aber auch zur zuverlässigen Einnahme von Medikamenten anzunehmen und zu befolgen. Das sei ein weiterer Risikofaktor, der sich langfristig bei der Herzgesundheit bemerkbar mache. Sie fordert in ihrem Fazit, dass „Patienten in allen Kliniken verdachtsunabhängig auf Depression untersucht werden sollten, um ihnen zu helfen akute Krankheiten zuverlässig zu heilen und um zu vermeiden, dass sie neue entwickeln.“

Quellen:

Gustad, L.T. et al. (2014): Symptoms of depression and risk of heart failure. The HUNT 2 study. European Journal of Cardiovascular Nursing 13 (Supplement 1), S16, Vortrag 51.

Depression increases heart failure risk by 40% - Reducing stress that triggers depression may improve outlook. Pressemitteilung zur Studie (zum Vortrag), herausgegeben von der European Society of Cardiology, online veröffentlicht am 04.04. 2014.

Erstellt am 7. April 2014
Zuletzt aktualisiert am 7. April 2014

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