Viele COPD-Patienten wissen noch nichts von ihrer lebensbedrohlichen Erkrankung

Raucherlunge wird oft zu spät diagnostiziert

von Holger Westermann

Leiden Raucher unter Atemwegsbeschwerden, werden sie von ihren Ärzten allzuoft konventionell behandelt. Eine Lungenfunktionsprüfung, mit der eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) frühzeitig erkannt werden könnte unterbleibt zumeist. Dabei sind die Therapieerfolge bei COPD um so größer, je früher die Erkrankung diagnostiziert wurde.

Britische Wissenschaftler analysierten die Daten von 38.859 Patienten, bei denen zwischen 1990 und 2009 eine COPD festgestellt worden war. Berücksichtigt wurden Patienten, die zum Diagnosezeitpunkt 40 Jahre oder älter waren. Zudem mussten für die Patienten zumindest für drei Jahre (Maximum bis zu 20 Jahre) kontinuierliche Praxisdaten vorliegen (2 Jahre vor der Diagnose und 1 Jahr nach der Diagnose). Die COPD-Diagnose musste durch zumindest zwei Arztbesuche abgesichert sein.

Dabei fiel auf, dass 85% der Patienten in den letzten fünf Jahren vor der COPD-Diagnose mindestens einmal wegen Atemproblemen oder einer Erkrankung der Lunge von einem Arzt behandelt wurden – die mit großer Wahrscheinlichkeit schon zum damaligen Zeitpunkt manifeste COPD aber nicht erkannt wurde.

Notwendig wäre eine einfache Untersuchung des Atemvolumens und der Luftflussgeschwindigkeiten, eine Spirometrie oder Spirographie, die jeder Hausarzt durchführen kann. Eine solche Lungenfunktionsprüfung ist noch nicht einmal besonders zeitaufwändig, kann also bei begründetem Verdacht auch spontan durchgeführt werden, ohne die Praxisabläufe oder Terminplanung über Gebühr zu beeinträchtigen.

Wahrscheinlich tragen jedoch nicht allein die Ärzte Verantwortung für die nachlässige Diagnostik. Viele Raucher ignorieren erste Anzeichen wie chronischen Raucherhusten und zunehmende Atemnot und/oder verschweigen sie ihrem Arzt. Oft werden diese Symptome als „Guten-Morgen-Gruß der Zigarette“ oder altersbedingter Verlust an körperlicher Fitness verharmlost. Die Mehrzahl der Betroffenen beklagt sich erst dann beim Arzt über andauernde Atembeschwerden, wenn bereits 50% ihrer Lungenfunktion unwiederbringlich verloren gegangen sind.

In ihrem Fazit beklagen die Forscher, dass die Chance auf eine frühzeitige COPD-Diagnose so zuverlässig wie leichtfertig vertan wird. Würde die COPD in einem frühen Stadium erkannt, könnte das Ausmaß der Lungenschädigung, die unwiederbringliche Zerstörung der Lungenbläschen, weitgehend eingedämmt werden. Die Lebenserwartung als auch die Lebensqualität der Betroffenen könnten sich dadurch erheblich verbessern.

Quellen:

Jones, R.M.C. et al (2014): Opportunities to diagnose chronic obstructive pulmonary disease in routine care in the UK: a retrospective study of a clinical cohort. The Lancet Respiratory Medicine, online veröffentlicht am 13.02.2014. doi:10.1016/S2213-2600(14)70008-6

Erstellt am 28. Februar 2014
Zuletzt aktualisiert am 28. Februar 2014

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