Bakterien beeinflussen die Aktivität chronischer Entzündungen
Parodontose provoziert Rheuma
Zahnfleischentzündung ist eine schmerzhafte Angelegenheit, mit dramatischen Langzeitfolgen. Letztendlich können gesunde Zähne ausfallen, da sich die knöchernen Zahntaschen (Zahnfächer, Alveolen) zurückbilden. Doch das Paradontose-Bakterium Porphyromonas gingivalis bildet ein Enzym, das die Bildung von Autoantikörpern bei der Rheumatoiden Arthritis stimuliert.
Schon der griechische Arzt Hippokrates von Kos (460 – 377 v.Chr.) hatte vermutet, dass Zähneziehen Gelenkleiden lindern könne. In der modernen Medizin wird die heilende Wirkung der Zahnextraktion etwas zurückhaltender beurteilt, wohlmöglich voreilig. Denn eine aktuelle Studie ergab, dass eine Infektion mit Parodontose-Bakterien das Risiko an Rheumatoider Arthritis zu erkranken um bis zu 700% ansteigen lässt.
Als wirksamen Effekt erkannten die Forscher, dass durch ein Emzym des Paradontose-Bakteriums (Peptidylarginine-Deiminase, PPAD) die Aminosäure Arginin (C6H14N4O2) in Citrullin (C6H13N3O3) umgewandelt wird. Citrullin tritt als Zwischenprodukt des Harnstoffzyklus normalerweise nur in verschwindend geringer Konzentration im Körper auf. Für das Immunsystem ist diese Aminosäure ein Fremdstoff, da sie nicht zu dem Körperbausteinen zählt. Eine nachhaltige Citrullin-Präsenz, wie sie durch eine chronische Paradontose provoziert wird, kann die Bildung von Antikörpern gegen citrullinierte Peptide stimulieren. Solche Antikörper gelten als diagnostisches Merkmal der Rheumatoiden Arthritis.
Die Wissenschaftler um Dr. Piotr Mydel von der Universität Bergen (Norwegen) untersuchten den Effekt an Mäusen. Sie konnten nachweisen, dass Tiere, die zuvor mit Porphyromonas gingivalis infiziert wurden, früher und heftiger an Arthritis erkrankten und massivere Gelenkzerstörungen erlitten als Mäuse ohne Paradontose. Dabei verlief die Aktivität der Arthritis parallel zur Bildung von Antikörpern gegen Citrullin. Eine „Infektion“ mit abgetöteten Parodontose-Erregern oder Bakterien mit einen defekten PPAD-Gen blieb dagegen ohne Folgen für die Gelenke der Mäuse.
In seinem Fazit rät Dr. Mydel zu einer guten Mundhygiene, besondere Aufmerksamkeit sollte auf eine mögliche Parodontose verwendet werden. Eine Infektion mit Porphyromonas gingivalis könne die Bildung von Autoantikörpern fördern und bei genetischer Vorbelastung den Ausbruch einer Rheumatoiden Arthritis bewirken.
Quellen: Maresz, K.J. et al. (2013): Porphyromonas gingivalis Facilitates the Development and Progression of Destructive Arthritis through Its Unique Bacterial Peptidylarginine Deiminase (PAD). PLOS Pathogens 9(9): e1003627. doi:10.1371/journal.ppat.1003627
Erstellt am 25. Oktober 2013
Zuletzt aktualisiert am 25. Oktober 2013

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