Das Risiko wird von Patienten und Ärzten häufig unterschätzt
COPD-Krise provoziert Herzinfarkt
Viele Menschen, die unter COPD leiden, haben früher Zigaretten geraucht und Raucher leiden sehr häufig unter Arteriosklerose und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. So lag die Vermutung nah, dass Lungen- und Herzprobleme gleichermaßen auf das Rauchen zurückzuführen sind. Doch die COPD ist keine lokal begrenzte Lungenerkrankung, sondern ein chronischen Entzündungsprozess, der den gesamten Körper, auch das Herz, nachhaltig belastet.
Während einer COPD-Exazerbation steigt auch das Infarktrisiko der Patienten rasant. „COPD-Patienten sterben nicht unbedingt aufgrund von Lungenproblemen, wie man vielleicht annehmen könnte, sondern etwa genauso häufig infolge von Herz-Kreislauferkrankungen“, erläutert Prof. Dr. Michael Pfeifer, Medizinischer Direktor des Zentrums für Pneumologie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Klinik Donaustauf in Regensburg. Als Ursache wurde erkannt, dass die chronischen Entzündungsprozesse bei COPD zu einer systemischen Entzündung führen, die auch das Herz-Kreislauf-Risiko der Patienten forcieren. „Vor allem akute Exazerbationen wirken sich wie regelrechte Entzündungs-Booster aus, die fatale Folgen für das Herz haben können“, warnt Pfeifer. „So ist das akute Herzinfarktrisiko der Patienten in den ersten fünf Tagen nach Einsetzen einer COPD-Exazerbation doppelt so hoch wie in einer stabilen Phase der Erkrankung.“
Eine aktuelle Studie konnte zeigen, dass die Konzentration des Entzündungsproteins kardiales Troponin-T (cT, ein Baustein des dreiteiligen Proteinkomplexes Troponin), während einer akuten Exazerbation deutlich ansteigt. Das cT wird bei einem Infarkt oder einer anderen organischen Schädigung aus den Muskelzellen des Herzens in das Blut abgegeben. Der Nachweis eines erhöhten cT-Spiegels im Blut dient in der Diagnostik als Hinweis auf einen Herzmuskelschaden, einen (leichten) Herzinfarkt.
Auch andere Studienergebnisse deuten darauf hin, dass eine COPD-Erkrankung die Anfälligkeit für Infarkt erhöht. So leiden Raucher mit ausgeprägter Lungenverengung (Obstruktion) unter stärker ausgeprägter Arteriosklerose als Raucher ohne COPD. Auch Bluthochdruck, Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und Vorhofflimmern treten bei COPD-Patienten deutlich häufiger auf, als bei Menschen mit einem vergleichbaren Lebenswandel. Prof. Pfeifer fordert deshalb von seinen Kollegen, bei akuten COPD-Exazerbationen nicht nur die Lunge, sondern auch das Herz der Patienten zu überwachen. Die Patienten sollten selbst verstärkt auf ihre Herz-Kreislauf-Gesundheit achten, damit die nächste Krise keine katastrophalen Folgen hat.
Quellen: Søyseth, V. et al. (2013): Acute exacerbation of COPD is associated with fourfold elevation of cardiac troponin T. Heart 99:122-126. doi:10.1136/heartjnl-2012-302685 Bei akuter Verschlechterung der Lungenerkrankung COPD ist auch das Herz stark gefährdet. Pressemitteilung der Lungenärzte im Netz, vom 23.05.2013
Erstellt am 1. Oktober 2013
Zuletzt aktualisiert am 1. Oktober 2013

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