Drei von vier Beamten geben ihrer Krawatte „hitzefrei“
Arbeitnehmer sind bei Hitze weniger produktiv
Schwitzen bedeutet für den Körper Schwerstarbeit, da bleibt kaum noch Energie für andere Aufgaben. Zumindest werden weitere Körperfunktionen dem Ziel Überleben durch Kühlung untergeordnet. Die Atmung wird flacher, die Adern weiten sich, die Blut- und Sauerstoffversorung wichtiger Organe reduziert sich – darunter auch das Gehirn. Zudem fällt es schwer eine Muskelspannung (Tonus) aufzubauen, die körperliche Leistung ermöglicht. Nur Guttrainierten gelingt es beispielsweise bei Hitze Sport zu treiben. Andere scheitern sich mental dazu durchzuringen und einen nennenswerten Blutdruck aufzubauen, um sich heftig zu bewegen.
Das ist auch gut so, denn Sport bei Hitze belastet Herz- und Kreislauf. Der zusätzliche Wasserverlust durch intensiveres Schwitzen ist für Wenigtrainierte kaum auszugleichen. Das Blut wird dickflüssiger, das Herz muss beim Pumpen mehr Kraft aufwenden, während es selbst nur noch unzureichend mit Energie und Sauerstoff versorgt wird. Dadurch steigt die Gefahr einer Angina pectoris Attacke. Für übermütige Hitzesportler könnte es die erste des Lebens sein, für Menschen mit bislang unbemerkten Herzproblemen auch die letzte – denn es droht ein Herzinfarkt.
Doch nicht jede körperliche und geistige Anstrengung bei großer Hitze beruht auf unbekümmertem Freizeitverhalten. Auch viele Arbeitnehmer müssen während der Hitzewelle des Sommers in Büros, Produktionshallen oder sogar im Freien arbeiten und schwitzen. Wie beim Freizeitsport bleibt die Produktivität dabei auf der Strecke: Nach einer aktuellen repräsentativen forsa-Umfrage im Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse (1.000 Erwerbstätige) fühlt sich jeder zweite Arbeitnehmer (55%) durch die Sommerhitze in seiner Konzentration und Produktivität beeinträchtigt. 13% schätzen sich sogar als deutlich weniger produktiv ein. Überraschenderweise leiden vor allem die Jüngeren unter der Hitze und Schwüle. Rund Zweidrittel (65%) der 18- bis 28-Jährigen beklagte, weniger produktiv zu sein, waren es in der Altersgruppe der 50- bis 70-Jährigen nur knapp die Hälfte war (47%). Insgesamt gab über die Hälfte dieser Befragten (57%) an, die Hitze habe keinen Einfluss auf seine Produktivität.
Reguliert eine Klimaanlage die Wärmebelastung beim Arbeiten, hat die Hitze geringere Auswirkungen auf die Leistung. Aber nur jeder dritte Arbeitnehmer (35%) hat die Möglichkeit, mit einer Klimaanlage seinen Arbeitsplatz zu kühlen. Männer bekommen im Übrigen häufiger eine Klimaanlage zur Verfügung gestellt (40%) als Frauen (29%). Die Hälfte aller befragten Arbeitnehmer (52%) hat die Möglichkeit, zumindest mit Rollläden oder Jalousien das Büro zu verdunkeln, um die Strahlungswärme auszusperren. Einen Ventilator nutzen 39%, um durch die Luftbewegung die kühlende Schweißverdunstung auf der Haut zu unterstützen. Nur 5% der Befragten können sich ihren Arbeitsplatz nicht mit kühlenden Maßnahmen angenehmer gestalten.
Um die sommerliche Temperaturbelastung besser kompensieren zu können, greift die große Mehrheit (76%) zu Getränken, die sie entweder selbst mitbringen und am Arbeitsplatz kühlen können oder vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt bekommen.
In vielen Firmen darf bei großer Hitze auch die Krawatte abgelegt werden. Deutlich mehr als die Hälfte der Befragten (60%) kleiden sich nach eigener Einschätzung „etwas legerer“ als sonst. Unter den Beamten genehmigten sich sogar 71% eine lockere Kleiderordnung. Zu hoffen ist, dass Menschen, die trotz Hitze Krawatte, Jackett oder hochgeschlossenes Kostüm tragen, müssen zu den Privilegierten zählen, deren Arbeitsumgebung durch eine Klimaanlage temperiert wird.
Quellen: Jeder 2. Arbeitnehmer weniger produktiv wegen Hitze. Pressemitteilung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) vom 06.08.2013.
Erstellt am 21. August 2013
Zuletzt aktualisiert am 21. August 2013

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