Überlastung und sozialer Druck am Arbeitsplatz belasten Herz und Kreislauf
Der Stress im Job stimuliert das Infarkt-Risiko
Eine hohe mentale Belastung am Arbeitsplatz belastet nicht nur das Gemüt nachhaltig, sondern auch das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel. Stress provoziert offensichtlich eine generalisierte Entzündungsreaktion im Körper, die eine Arteriosklerose hervorrufen kann. Wird Stress zur Dauerbelastung, hält auch die Entzündungsreaktion an, die Veränderung an den Wänden der Blutgefäße (Koronararterien, Herzkranzgefäße) wird chronisch, letztendlich droht ein Infarkt.
Neben den oft genannten Risikofaktoren für Herz und Kreislauf, beispielsweise hohe Blut-Cholesterinwerte (insbesondere LDL, Low Density Lipoprotein), Übergewicht, Diabetes und hoher Blutdruck, ist auch die geistig-seelische Anspannung durch Überlastung und soziale Konflikte am Arbeitsplatz ein relevanter Risikofaktor für Arteriosklerose und Herzinfarkt. Die bei Dauerstress chronische Entzündung im Körper verursacht die Verdickung der Gefäßwände, die an Engstellen oder Gabelungen der Adern so weit anschwellen können, dass ein Verschluss (periphere Verschlusskrankheit zumeist am Bein, Lungenembolie, Herzinfarkt oder Schlaganfall) entsteht.
Eine aktuelle Studie, präsentiert in zwei wissenschaftlichen Veröffentlichungen, der Arbeitsgruppe ‚Mental Health‘ unter der Leitung von Prof. Dr. Karl-Heinz Ladwig am Helmholtz Zentrum München untersuchte den Einfluss von Stress auf das Herzinfarkt-Risiko von Arbeitnehmern. Dazu wurden die Daten von 951 Personen analysiert, die im Rahmen des MONICA/KORA Projekts mit Fragebögen erhoben wurden. In diesem Langzeitprojekt werden seit 1984/85 drei bevölkerungsrepräsentative Querschnittsstudien in der Region Augsburg durchgeführt, um die zeitlichen Trends der Risikofaktoren für die Herz-Kreislauf-Gesundheit zu erforscht. Zudem wurden von den teilnehmenden Personen die Konzentration eines Entzündungsmarkers (C-reaktives Protein, CRP) im Blut bestimmt. Dieser Eiweißstoff gilt als Messgröße für das Infarktrisiko; ein hoher CRP-Wert markiert eine fortgeschrittene Arteriosklerose und damit ein hohes Risiko.
Über 50% der untersuchten Arbeitnehmer litt nach eigenen Angaben unter Stress am Arbeitsplatz. Beim Abgleich mit den Blutuntersuchungen zeigten die Betroffenen deutlich erhöhte Entzündungsparameter, die auf ein doppelt so hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hindeuteten. Zudem führte die Stressbelastung häufiger und intensiver zu depressiver Stimmung und Schlafstörungen. Positiv korrelierte auch ein negativer Lebensstil, insbesondere bei den Ernährungsgewohnheiten und der körperlichen Trägheit. Doch auch bei sportlichen Menschen, die generell eine geringere Entzündungsaktivität zeigten, waren die Gestressten stets stärker belastet als die weitgehend Entspannten.
„Die Erkenntnisse aus dieser Studie liefern wichtige Ansatzpunkte, um präventive Maßnahmen zu finden, die vor stressassoziierten Erkrankungen, wie der koronaren Herzerkrankung, schützen“, so das Resümee von Frau Dr. Rebecca Emeny aus dem Forscherteam.
Quellen: Emeny, R.T. et al. (2012): Job strain associated CRP is mediated by leisure time physical activity: Results from the MONICA/KORA study. Brain, Behavior, and Immunity 26(7): 1077-1084. doi: 10.1016/j.bbi.2012.07.004 Emeny, R.T. et al. (2013): Job Strain–Associated Inflammatory Burden and Long-Term Risk of Coronary Events: Findings from the MONICA/KORA Augsburg Case-Cohort Study. Psychosomatic Medicine, online veröffentlicht am 4. März 2013. doi: 10.1097/PSY.0b013e3182860d63
Erstellt am 19. Juli 2013
Zuletzt aktualisiert am 19. Juli 2013

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