Schlechte Wirksamkeit und Nebenwirkungen bewirken den Therapiewechsel

Viele Menschen mit Rheuma steigen aus der Biologika-Therapie aus

von Holger Westermann

Rund die Hälfte der Rheumapatienten in den USA brechen ihre Biologika-Therapie schon während der ersten zwei Jahre ab, weil sie von der Wirksamkeit nicht überzeugt sind. Zwar wechseln einige auch nur das Medikament und vertrauen weiterhin auf die moderne Therapie, doch insgesamt ist die Abbrecherquote unerwartet hoch. Darüber berichtete Frau Prof. Dr. Vibeke Strand von der Stanford University School of Medicine in Portola Valley (Kalifornien, USA). Der Hersteller der Medikamente oder deren Wirkmechanismus, TNF-Alpha-Blocker oder Interleukin-1-Hemmer, hat offensichtlich keinen Einfluss auf die langfristige Akzeptanz durch die Patienten.

Für ihre Studie analysierte Frau Prof. Strand die Datensätze von 6.209 Patienten mit rheumatoider Arthritis aus der Datenbank des US Consortium of Rheumatology Researchers of North America (CORRONA). Alle Patienten wurden zwischen 2002 und 2011 mit einem Biologikum behandelt (5.010 mit einem TNF-Alpha-Blocker, 1.199 auf andere Biologika). Ein Abbruch der Behandlung bedeutet, dass die aktuell verordnete Biologikum-Therapie beendet wurde. Ob der Patienten daraufhin gar kein Biologikum mehr einsetzte oder ob nur das Medikament gewechselt wurden, spielte bei die der Auswertung keine Rolle.

Schon nach einem Jahr hatte rund ein Drittel der Patienten die Biologikum-Therapie beendet, nach zwei Jahren fast die Hälfte. Dabei zeigten die Patienten, die einen TNF-Apha-Blocker bekamen, eine größere Therapietreue als die Patienten, die mit anderen Biologika behandelt wurden (52,2% gegenüber 46%). Als Gründe für den Therapieabbruch wurden genannt:

  • Schlechte oder nachlassende Wirksamkeit (35,8 %)
  • Nebenwirkungen und Sicherheitsbedenken (20,1 %)
  • Therapie-Präferenzen des behandelnden Arztes (27,8 %)
  • Therapie-Präferenzen des Patienten (17,9 %)
  • Verfügbarkeit der Biologika für die Patienten (9%).


Die Ergebnisse der Studie sind bemerkenswert und sollten Ärzte zur regelmäßigen Überprüfung der Therapieakzeptanz bei ihren Patienten motivieren. Doch ein identisches Ergebnis wäre hierzulande nicht zu erwarten. In den USA werden bereits sehr früh in der Rheuma-Therapie Biologika eingesetzt, während der Stufenplan der EULAR-Kriterien zunächst eine klassische Therapie mit Basistherapeutika (disease-modifying anti-rheumatic drugs, DMARDs), beispielsweise mit Methotrexat (MTX) vorsieht. Erst wenn diese Therapieoption versagt, dürfen Biologika eingesetzt werden. So sind Arzt und Patient schon einen gemeinsamen Therapie-Weg gegangen, bei dem bereits Anpassungen an den Lebensstil des Patienten oder an individuelle Medikamentenverträglichkeit vorgenommen werden konnten, bevor zur Sicherung des Therapieerfolgs auf ein Biologikum umgestellt werden musste.

Quellen:

Strand, V. et al. (2013): Discontinuation of biologic therapy in rheumatoid arthritis (RA): analysis from the consortium of rheumatology researchers of North America (CORRONA) database. EULAR Annual European Congress of Rheumatology vom 12.-15. Juni 2013 in Madrid, Spanien. Abstract no. OP0064

Erstellt am 1. Juli 2013
Zuletzt aktualisiert am 1. Juli 2013

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