Schwere Nebenwirkungen bei unachtsamer Einnahme
Offizielle Warnung vor Überdosierung von MTX-Tabletten
Das Aktionsbündnis für Patientensicherheit (APS) warnt eindringlich vor einer fehlerhaften Einnahme von Methotrexat-Tabletten. Rheuma-Patienten erhalten dieses Medikament bei einer leitlinienkonformen Therapie als Spritze oder als Tablette zur Unterdrückung der überschießenden Immunreaktion, wenn sich ein Behandlung mit Kortison als zu wenig effektiv erwiesen hat. Zumeist sollen die Patienten das Methotrexat (MTX) nur einmal die Woche einnehmen oder spritzen, bei einer Überdosierung können schwere Komplikationen und Nebenwirkungen auftreten. Das APS empfiehlt daher eine intensive (umfassende und eindringliche) Information der Patienten und ihrer Angehörigen – und gibt dazu konkrete Hinweise.
„Der Wirkstoff wird einmal pro Woche als Tablette eingenommen. Für manche Patienten ist dieses Einnahme-Intervall ungewöhnlich“, skizziert der Pharmazeut Prof. Dr. Ulrich Jaehde, Vorstandsmitglied des APS ein typisches Problem der MTX-Therapie. So könne es vorkommen, dass Patienten ihre Tabletten irrtümlich jeden Tag einnehmen, eine erhebliche Überdosierung ist dann die Folge.
Als Anzeichen einer solchen Überdosierung können auftreten:
- Haut- und Schleimhautläsionen (schlecht heilende Wunden), beispielsweise Aphten im Mund
- Husten und/oder Brustschmerzen
- Atembeschwerden
- Grippeähnliche Symptome, beispielsweise Fieber
- Benommenheit, Kopfschmerz
- Übelkeit, Erbrechen
- Gelbfärbung der Augen und/oder der Haut
Für Patienten und deren Angehörigen, oft auch für den betreuenden Hausarzt, sind die schwerwiegenden Folgen nur schwer zu erkennen, beginnend bei einer Verschlechterung des Blutbildes bis hin zu Knochenmarksschädigungen. Deshalb ist es um so wichtiger, die offensichtlichen Symptome ernst zu nehmen.
Die Experten im APS vertrauen auf eine umfassende Aufklärung der Patienten und deren Angehörigen sowie Fachinformationen für die betreuenden Hausärzte und die Apotheker um einen optimalen Therapieerfolg zu ermöglichen. Durch das aktive Einbeziehen der Betroffenen in die Therapiegestaltung und in die Therapiekontrolle solle die Therapietreue nachhaltig verbessert werden, insbesondere die Fehlerquote bei der Medikamenteneinnahme gegen Null gesenkt werden.
Wichtige Information, detaillierte und konkrete Hinweise sollen durch den Arzt oder auch den Apotheker an die Patienten oder deren therpieunterstützende Angehörige weitergegeben werden:
- korrekte, nur einmal wöchentliche Einnahme von MTX
- hilfreich ist ein übersichtlicher Medikationsplan mit Angabe der Einzeldosis, des Dosierungsintervalls und des mit dem Patienten vereinbarten Wochentags der Einnahme von MTX
- MTX-Tabletten niemals teilen oder mörsern, sondern immer als komplette Tablette einnehmen (Der beim Teilen eine MTX-Tablette entstehende Medikamentenstaub kann für Andere zur Gesundheitsgefahr werden)
- auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten und während einer MTX-Therapie auf Alkohol verzichten
- auf die Nebenwirkungen einer MTX-Therapie, einschließlich der frühen Anzeichen und Symptome einer Überdosierung sowie deren Folgen achten
- beim Auftreten von Vergiftungserscheinungen unmittelbar einen Arzt aufzusuchen
- regelmäßig, in kurzen Abständen zum Arzt gehen und dabei auch Blutuntersuchungen vornehmen lassen
- bei Verdacht auf eine fehlerhafte Einnahme (egal ob zu viel oder zu wenig) unbedingt einen Arzt oder Apotheker um Rat zu fragen, nicht einfach abwarten
- freiverkäufliche Arzneimittel und/oder Nahrungsergänzungsmittel nie ohne Rücksprache mit einem Arzt/Apotheker zusätzlich einnehmen
- den Medikationsplan aktuell halten und bei jedem Arztbesuch und ggf. auch Apothekenbesuch vorlegen
- eine Schwangerschaft wirksam verhüten
- einen Behandlungsausweis, beispielsweise den „Rheuma-Pass“ des Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. führen
Den Autoren der Handlungsempfehlung wollen zum Wohle der Patienten die Aufmerksamkeit derjenigen schärfen, die Hochrisikoarzneimittel verschreiben, abgeben und verabreichen: das sind Ärzte, Apotheker, Apothekenmitarbeiter und Pflegende. Denn Patienten müssen wissen, dass MTX bei falscher Anwendung ein hohes Risiko schwerwiegender Konsequenzen in sich birgt, bei richtiger Anwendung allerdings ein wirksamer und gut verträglicher Wirkstoff ist.
Quellen: Stockmann, C. et al. (2013): Handlungsempfehlung bei Einsatz von Hochrisikoarzneimitteln: Oral appliziertes Methotrexat. Herausgegeben vom Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. APS c/o Institut für Patientensicherheit (IfPS) der Universität Bonn. Veröffentlicht im März 2013
Erstellt am 19. April 2013
Zuletzt aktualisiert am 22. April 2013

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