Eine kleine Studie analysiert die Wirkung des Mondes auf die seelische Gesundheit
Mondphasen haben keinen Einfluss auf die Psyche
Fast zwei Drittel (64%) der Ärzteschaft sind davon überzeugt, dass sich die Mondphasen auf die physische und psychische Gesundheit auswirken. Doch das Ergebnis einer aktuellen Studie ist eindeutig: "Es gibt keinen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Mondphasen und dem Auftreten psychischer Probleme", so das Resümee der Studienleiterin Prof. Dr. Geneviève Belleville von der Laval’s School of Psychology.
Auch viele Patienten glauben, dass sich der Mond und die aktuelle Mondphase subtil auf die Gesundheit auswirkt. Schlafstörungen und psychische Probleme aber auch Bluthochdruck und Migräneattacken sollen dem lunaren Zyklus folgen. Eher naturwissenschaftlich orientierte Menschen fragen sich, wie denn die unterschiedliche Menge an Reflexionsstrahlung einen spürbaren Effekt entfalten soll? Im Vergleich zum Vollmond ist die Sonne 300.000 mal bis 400.000 mal heller, die Beleuchtungsstärke bei Vollmond und klarer Nacht beträgt auf der Erde rund 0,2 Lux. Weiße Gegenstände, die von einer Kerze im Abstand von ca. 1,8 m beleuchtet werden, erscheinen ebenso so hell wie im Licht des Vollmonds. Jede Straßenlaterne vor dem Fenster leuchtet heller.
Doch ist der Mond keine feststehende Straßenlaterne, sondern er wandert im Lauf der Nacht über den Himmel und zeigt ein sehr charakteristisches Licht. Das oft romantisch als „fahles Mondlicht“ beschrieben wird. Für die wissenschaftliche Studie wurden die Akten von 771 Patienten analysiert, die über unerklärlichen Schmerzen in der Brust klagten und deshalb zwischen 2005 und 2008 in zwei kanadische Krankenhäuser eingeliefert wurden. Bei einer Mehrzahl dieser Patienten wurden zwar keine körperlichen Ursachen gefunden, es konnten aber psychische Störungen wie Panikattacken, Angststörungen, extreme Stimmungsschwankungen und Suizidgedanken diagnostiziert werden.
Mit varianzanalytischen Verfahren (Statistik) wurden die Befunde und deren Termine mit einem Mondkalender verglichen. Dabei konnte bis auf eine Ausnahme kein signifikanter Zusammenhang zwischen Mondphasen und psychischen Beschwerden festgestellt werden. Die einzige Ausnahme zeigte sich bei Angststörungen, die im letzten Mond-Quartal zu 32 Prozent weniger häufig auftraten, als bei einer Normalverteilung zu erwarten gewesen wäre. Die Forscher halten dies für ein Zufallsergebnis, da sich weder aus den theoretischen Annahmen (dann hätte das Minimum eher bei Neumond auftreten müssen) noch bei den vergleichbaren Ergebnissen (dann hätten Angststörungen auch bei anderen Mondphasen Maxima und/oder Minima zeigen müssen) eine Bekräftigung ableiten ließ.
Die Ergebnisse der Studie widersprechen der weit verbreiteten Meinung, dass der Vollmond psychische Probleme begünstige. „Wir haben keinerlei (statistischen) Zusammenhang“ betont Belleville „Eines ist sicher: Wir haben keinen Vollmond- oder Neumondeinfluss auf die psychische Gesundheit gefunden.“ Auf den Einwand, dass immerhin zwei Drittel der Ärzte und mehr als viel Fünftel des Pflegepersonals an den Einfluss des Mondes glauben, antwortet Belleville diplomatisch: „Wer daran glauben möchte, bitte sehr. Es ist nicht meine Aufgabe als Wissenschaftlerin zu bekehren, es ist meine Aufgabe die Fakten zu prüfen.“
Quellen: Belleville, G. et al. (2012): Impact of seasonal and lunar cycles on psychological symptoms in the ED: an empirical investigation of widely spread beliefs. General hospital psychiatry. 11/2012
Erstellt am 29. November 2012
Zuletzt aktualisiert am 29. November 2012

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