Wetter

Wind, Getriebener und Antreiber der Wetters

von Holger Westermann

Für viele wetterempfindliche Menschen ist Wind oder gar Sturm ein Auslöser für Konzentrationsschwäche oder innere Unruhe, infolgedessen können sich auch Schlafstörungen oder gar Herz-Kreislauf-Probleme einstellen. Dabei ist Wind eigentlich ein Symptom des Ausgleichs, des Druckausgleichs zwischen benachbarten Hoch- und Tiefdruckgebieten.

Wind entsteht dort, wo unterschiedliche Luftmassen einander nahe rücken. Zwei Faktoren spielen dabei eine wesentliche Rolle: die Temperatur und der Luftdruck. Trifft kalte Luft auf warme, wie das bei heranrückenden Kaltfronten der Fall ist, sorgt Wind für Durchmischung. Je größer die Temperaturdifferenz in der Atmosphäre ist, umso stärker sind die Windböen. Genau so wie Sie einen Milchkaffee oder Großen Braunen erhalten, wenn Sie kühlere Milch in heißen Kaffee gießen und sich beide Flüssigkeiten zügig vermischen, ohne dass dazu umgerührt werden muss.

Der andere Windfaktor ist der Luftdruck. Physikalisch handelt es sich dabei um nichts anderes als den Druck der Luft auf einen m2 Boden. Zu erwarten ist, dass schwere Luft einen höheren Druck ausübt als leichte Luft. Je kälter die Luft ist, um so kleiner ist der Abstand zwischen den einzelnen Luftmolekülen und um so schwerer ist die Luft. Dieses Phänomen nennen die Meteorologen „Kältehoch“. Im Februar 2012 dehnte sich ein Kältehoch über Russland bis nach Mitteleuropa aus und ließ bei sonnigem Himmel die Lufttemperatur über mehrere Tage auf -15°C fallen.

Doch im Sommer hat die Entstehungsgeschichte von Hoch- und Tiefdruckgebieten  eine weitaus größere Dynamik. Dort, wo die Sonne zur Mittagsstunde senkrecht am Himmel steht heizt sie den Boden und damit mittelbar auch die bodennahe Luft stark auf. Die erwärmte Luft ist leichter als die darüber liegenden Luftschichten und steigt deshalb in der Atmosphäre auf. Am Boden entsteht ein Unterdruck, ein bodennahes Tiefdruckgebiet. Etwa 30 Breitengrade weiter südlich und nördlich sinkt die Luft wieder ab und erzeugt dabei einen Überdruck am Boden, ein Hochdruckgebiet. Meteorologen nennen so ein vertikales Kreislaufsystem eine Hadley Zelle. Wind entsteht, weil der Unterdruck der aufsteigenden Warmluft durch Luft aus der Umgebung ausgeglichen wird, vorrangig aus einer Umgebung mit Überdruck. So strömt die Luft vom bodennahen Hoch- zum Tiefdruckgebiet.

Je größer die Druckunterschiede sind und je stärker das jeweilige Tiefdruckgebiet als Saugpumpe und/oder das Hochdruckgebiet aus Druckpumpe der Atmosphäre ausgeprägt ist, um so stürmischer ist es am Boden. Auf den typischen Wetterkarten ist die Stärke von Hoch- und Tiefdruckgebieten daran abzulesen wie eng die konzentrischen Linien, die Isobaren, beieinander liegen. Enge Abstände deuten auf ein großes Druckgefälle hin. Dann stehen stürmische Zeiten bevor. Wolken werden über den Himmel getrieben, oder der Wind fegt den Himmel frei. In jedem Fall ist der Druckausgleich zwischen Hoch- und Tiefdruckgebieten nicht nur Folge, sondern auch Gestalter der Wetterentwicklung.

Quellen:

Dipl.-Met. Dorothea Paetzold: Der Wind, der Wind, das himmlische Kind. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 25.08.2012

Erstellt am 26. August 2012
Zuletzt aktualisiert am 26. August 2012

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