Technische Hilfsmittel stützen die Motivation ersetzen aber nicht die Anstrengung

Sport schützt COPD-Lungen

von Holger Westermann

Dabei können moderne Schrittzähler, Sportarmbänder und Apps auf Mobiltelefonen die Motivation wirksam unterstützen. Patienten mit chronische obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) profitieren schon, wenn sie täglich 15 Minuten spazieren oder einen vergleichbar anstrengenden Ausdauersport betreiben.

Nichtbetroffene mit gesunden Lungen mag es amüsieren, einen Viertelstundenspaziergang als „Sport“ zu bezeichnen. Für Betroffene ist das oftmals eine kaum zu bewältigenden Herausforderung. Aber an einer Aufgabe zu scheitern, die gemeinhin als leicht klassifiziert wird, ist besonders unangenehm. Darin unterscheiden sich chronisch kranke Menschen nicht von gesunden. Schon nach wenigen Grenzerfahrungen ermattet die Motivation fürs COPD-Sportprogramm.

Dabei ist die körperliche Aktivität und ein angemessenes Training enorm wichtig für eine erfolgversprechende Therapie. Die Mehrzahl der Menschen mit Lungenfunktionsstörungen können nicht joggen, aber moderate, regelmäßige Belastungen wie täglich eine Viertelstunde spazieren ist den meisten möglich. Das genügt, um die Gesamtmortalitätsrate um 14% zu senken und die Lebenserwartung um durchschnittlich 3 Jahre zu steigern. Dabei erreichen 15 Minuten ausschreitendes Gehen (also nicht Schlendern) den selben Effekt wie 5 bis 10 Minuten langsames Joggen. Diese Anstrengung der COPD-Patienten genügt, sowohl zur Verbesserung der allgemeinen Gesundheitsprognose Lungenfunktion als auch zum Messen des Therapieerfolgs. Regelmäßiges Training sei in Bezug auf das Gesamtüberleben sogar ein besserer prognostischer Marker als die Lungenfunktion.

Viel wichtiger als die einmalige maximale Anstrengung ist jedoch die regelmäßige, am besten tägliche, körperliche Belastung. So entsprechen zwei Stunden Spazierengehen, verteilt auf mehrere Tage, der Leistung von einer halben Stunde Jogging. Technische Hilfsmittel wie elektronische Schrittzähler, Sportarmbänder mit Pulsmesser oder Sport-Apps fürs Mobiltelefon können dabei helfen, die Motivation zur körperlichen Ertüchtigung hoch zu halten. Betroffene sollten sich auch nicht entmutigen, wenn das Wetter zur Belastung wird. An Hitzetagen ist weniger Sauerstoff in der Luft als bei kühler Witterung - dann wird jede Aktivität zur Belastung für Lunge und Kreislauf. Doch sobald sich eine entlastende Wetterlage einstellt, kann das Trainingsprogramm wieder aufgenommen werden. Die moderne Technik am Handgelenk oder im Mobiltelefon registriert dann auch sofort den Trainingserfolg. Die Wegstrecke wird länger und die Schrittfolge kürzer.

Wer regelmäßig spaziert kann die COPD-typische Abwärtsspirale aus körperlicher Schonung, daraus resultierendem Muskelabbau und weiterer Schonung stoppen - zumindest aber den weiteren Verfall der Lungenfunktion verlangsamen. „Die Patienten sind oft leistungsfähiger als sie denken“, ermutigt Dr. Henrik Watz, Leiter des Pneumologischen Forschungsinstituts an der LungenClinic Grosshansdorf bei Hamburg.

Quellen:

Watz, H. et al. (2014): An official European Respiratory Society statement on physical activity in COPD. European Respiratory Journal, online veröffentlicht am 04.12.2014. DOI: 10.1183/09031936.00046814

Waschki, B. et al. (2015): Disease Progression and Changes in Physical Activity in Patients with Chronic Obstructive Pulmonary Disease. American Journal of Respiratory Critical Care Medicine 192(3):295-306. doi: 10.1164/rccm.201501-0081OC.

Watz, H. (2016): Wer sich schont, stirbt früher: Sport und Bewegung helfen bei chronischen Lungenerkrankungen. Pressekonferenz der DGP und der Deutschen Lungenstiftung e.V. auf dem 57. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin am 03.03.2016 im Congress Center Leipzig (CCL).

Erstellt am 16. März 2016
Zuletzt aktualisiert am 16. März 2016

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