Wetter
Urlaub am Strand: Land- und Seewind
Das ideale Urlaubsgefühl am Meer: Weißer Sand zwischen den Zehen, Sonne im Gesicht und um die Nase weht ein steter Wind. Die Sommerhitze wird an der Küste nicht gar so drückend empfunden wie im Binnenland, die gefühlte Temperatur ist meist milder. Selbst während stabiler Hochdrucklagen ist es nie windstill, spätestens am Nachmittag kühlt ein frischer Luftzug mit salzigem Aroma.
Salzig und vergleichsweise kühl ist der Wind, weil er vom Meer in Richtung Land weht. In der sommerheißen Jahreszeit ist das Meerwasser kälter als die sonnenerwärmte Landmasse - zudem nimmt die Luft über dem Wasser Feuchtigkeit (und Meeraroma) auf. An den deutschen Küsten sprechen die Einheimischen von der See, wenn sie das Meer meinen. Und so nennen sie den auflandigen Wind auch Seewind.
Einerseits weht der Wind aufgrund der großräumigen Druckverteilung aus Nordwest und damit über die Nord- und Ostsee heran. So genügt ein Tief mit Zentrum über dem Baltikum oder Skandinavien um mit der Strömung entgegen dem Uhrzeigersinn Polarluft nach Mitteleuropa zu lenken. Der Wind weht dann aus einer nördlichen bis nordwestlichen Richtung und somit von der See her. Dieser Luftstrom kann je nach Stärke des Tiefs auch sehr dynamisch sein. In jedem Fall wirkt er wie eine mächtige Klimaanlage: Tagsüber senkt das mit 17 bis 20°C vergleichsweise kühle Wasser die Lufttemperatur; bei Nacht erwärmt sich die Luft über Nord- und Ostsee bevor sie Land erreicht.
Andererseits entwickelt sich auch unter einem stabilen Sommer-Hochdruckgebiet ein regelmäßiger Seewind, der sich im Tagesverlauf mit einem Landwind abwechselt. Diese Land-Seewind-Zirkulation hat rein thermische Ursachen. Bei intensiver Sonnenstrahlung erwärmt sich Boden erheblich schneller als Wasser. Um ein Kilogramm (einen Liter) Wasser um ein Kelvin (entsprechend 1 °C) zu erwärmen, ist rund fünfmal so viel Energie notwendig wie für ein Kilogramm Sand am Strand. Früh am Morgen wird die bodennahe Luft erheblich rascher erwärmt als die wassernahe - über Land dehnt sich die Luft aus und steigt wegen ihrer geringeren Dichte auf. Am Boden entsteht ein Unterdruck, ein lokales Tiefdruckgebiet. Dieser Mangel an Luftmolekülen wird durch eine Luftströmung vom Wasser zum Land, dem See- oder auflandigen Wind, ausgeglichen. Die über dem Wasser wegfließenden Luftmassen werden aus höheren Atmosphäreschichten ersetzt. Luft strömt von oben nach unten, unmittelbar über der Wasseroberfläche entsteht ein lokales Hochdruckgebiet. In der Höhe sind die Druckgebilde genau entgegengesetzt angeordnet (Überdruck über Land und Unterdruck über Wasser). Dort etabliert sich eine Ausgleichströmung vom Land zum Wasser, der Strömungs-Kreislauf ist geschlossen. Diese stabile Zirkulation setzt je nach Intensität der Sonneneinstrahlung etwa um die Mittagszeit ein.
Am Abend und in der Nacht kehren sich die Verhältnisse um. Wegen der niedrigeren Wärmespeicherfähigkeit kühlt sich das Land schneller ab als das Wasser. Es weht Wind vom Land zum Wasser, der sogenannte Land- oder ablandige Wind, der in der Regel weit schwächer ausgeprägt ist als der Seewind.
Durch den steten Luftstrom an der See (und an großen Seen im Binnenland) sinkt die gefühlte Temperatur deutlich. Die Sommerhitze wird im Einflussbereich der Land-Seewind-Zirkulation bei weitem nicht so drückend empfunden. Doch damit steigt auch das Risiko einen Sonnenbrand zu bekommen. Im kühlen Wind wird die warnend schmerzende Reizung der Haut nicht zuverlässig wahrgenommen. Um Sonnenbrand zu vermeiden ist prophylaktischer Schutz durch Sonnencreme unbedingt zu empfehlen.
Quellen: M.Sc. Met. Stefan Bach: Von Urlaub, Sonne und Mee(h)r. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 18.07.2015
Erstellt am 7. August 2015
Zuletzt aktualisiert am 7. August 2015

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