Wetter

Passatwinde ventilieren das Wetter weltweit

von Holger Westermann

Der Passat weht mäßig stark und beständig in den Tropen und Subtropen (bis etwa 25° bis 30° nördlicher oder südlicher geographischer Breite). Rund um den Erdball strömt so kühle Luft in Richtung Äquator, auf der Nordhalbkugel als Nordwest-Passat und auf der Südhalbkugel als Südost-Passat. Da die Rotationsachse der Erde um 66,56° zur Ebene der Umlaufbahn um die Sonne (Ekliptik) geneigt ist, ergibt sich ein Winkel von 23,44° zwischen Äquator und Ekliptik. Dadurch verändert sich mit den Jahreszeiten (Position auf der Umlaufbahn) der Bereich senkrechter Sonneneinstrahlung, im Sommer liegt sie weiter nördlich als im Winter. Entsprechend verschiebt sich die Lage der Passatwinde – und damit auch Wind und Wetter.

Durch die Kugelgestalt der Erde und deren Rotation steht die Sonne am Äquator nahezu ganzjährig im Zenit, sodass sich die Erde dort besonders stark erwärmt. Warme Luft leichter als kalte und steigt in der Atmosphäre auf. Zudem kann warme Luft deutlich mehr Wasserdampf aufnehmen als kalte. Beim Aufstieg in der Atmosphäre kühlt die erhitzte Luft rasant ab (0,5 bis 0,7 °C pro 100 m), die Feuchte kondensiert, es bilden sich Wolken aus denen es tropentypisch intensiv regnet – zuverlässig jeden Nachmittag. Der Warmluftaufstieg wird in rund 16km Höhe durch die Tropopause (Grenze zur Stratosphäre), die als horizontale Barriere wirkt, abgebremst. Die abgekühlte und um ein Gutteil der Feuchte erleichterte Luft strömt in großer Höhe vom Äquator nach Norden und Süden. So bilden sich rund um den Äquator zahllose Tiefdruckgebiete, die zu einer Tiefdruckrinne verschmelzen, die intertropische Konvergenzzone (ITC, Inter Tropic Convergence).

Wenn Warmluft vom Boden aufsteigt, entsteht dort ein Unterdruck, der durch nachströmende Luft ausgeglichen wird. So sind Passatwinde nichts anderes als Luftmassennachschub für die ITC. Die unterhalb der Tropopause polwärts strömende Luft sinkt im Bereich um etwa 30° Nord respektive 30° Süd wieder ab. Dadurch entstehen in diesen Regionen sehr stabile Hochdruckgebiete (subtropischer Hochdruckgürtel).

Das Zentrum des für Mitteleuropa relevanten Azorenhoch liegt im Winter bei 33°N, im Sommer bei 34,5°N. Eine auf den ersten Blick marginale Differenz. Doch im Sommer weitet sich das Azorenhoch keilförmig nach Norden. Wenn sich dabei eine Hochdruckzelle ablöst, kann diese bis nach Skandinavien ziehen. Die Position des Zentrums ist dann von nachrangiger Bedeutung, der sommerliche Hochdruckeinfluss bestimmt das Wetter in Mitteleuropa.

So kann der Passat im Sommer, wenn sich die äquatoriale Tiefdruckrinne weiter nach Norden verschiebt und gleichzeitig stark ausgeprägt ist, bis an die portugiesische Küste reichen. Ganzjährig weht der stete Nordwestwind auf die Kanaren, die zu Spanien gehören, erlebt den Nordost-Passat als tägliche Erfrischung. Hierzulande ist der Passat nur mittelbar wirksam, als Ventilator des Wetters über dem Atlantik - das die Wetterentwicklung in Mitteleuropa maßgeblich beeinflusst.

Quellen:

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel: Passatwinde - Entstehung und Bedeutung. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 16.06.2014

Erstellt am 22. Juni 2014
Zuletzt aktualisiert am 22. Juni 2014

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