Jugendliche riskieren beim Sonnenbad schwarzen Hautkrebs (Melanom)

Krebsrote Haut bei Sonnenbrand

von Holger Westermann

Für Dermatologen ist dies ein Kalauer, der bitter aufstößt. Denn gerade Jugendliche verzichten beim Sonnenbaden vielfach auf ausreichenden UV-Schutz und riskieren damit einen schmerzhaften Sonnenbrand. Eine aktuelle Untersuchung zeigt, wie dramatisch die langfristigen Folgen der jugendlichen Sorglosigkeit beim Sonnenbaden sein können: Das Hautkrebsrisiko steigt rasant, wird aber erst Jahrzehnte später wirksam.

Forscher um Prof. Dr. Abrar Qureshi von der Brown University in Providence (Rhode Island, USA) analysierten die Daten von 108.916 Krankenschwestern, Teilnehmerinnen der Nurses’ Health Study II (1989-2009). Insgesamt konnten so mehr als 2 Millionen Lebensjahre untersucht werden. Dabei wurden 8.614 Fälle von Hautkrebs diagnostiziert (Basalzellkarzinom 6.955, Plattenepithelkarzinom 880, Melanom 779). Diese große Fallzahl erlaubte eine Analyse der Vorbelastung der Haut aufgrund von Befragungen der Studienteilnehmerinnen nach ihrem Verhalten beim Sonnenbaden. Rund 10% konnten sich an zumindest fünf schwere Sonnenbrände zwischen ihrem 15. und 20. Lebensjahr erinnern.

Bei einem schweren Sonnenbrand (UV-Erythem, Erythema solare, Dermatitis solaris) kommt es durch intensive Belastung durch UV-B-Strahlung neben der typischen scharf begrenzter Rötung mit Hitzegefühl auch zu starkem Juckreiz, Schmerzen, und Blasenbildung. Letztendlich sind es massive Entzündungen des Gewebes und Hautreaktionen wie bei einer Verbrennung. Die Symptome treten direkt bei Sonneneinstrahlung, aber auch noch mehrer Stunden danach auf und erreichen erst 12 bis 24 Stunden später ihre maximale Ausprägung. Deshalb wird der Sonnenbrand auch oftmals unterschätzt, da während des Sonnenbades nur die akute Hautschädigung beobachtet werden kann.

Krankenschwestern, die in ihrer Jugend häufig einen starken Sonnenbrand durchlitten, erkrankten deutlich häufiger an Hautkrebs als ihre Kolleginnen ohne diese unangenehme Erfahrung: Beim Basalzellenkarzinom (Basaliom) und beim Plattenepithelkarzinom (Spinaliom) stieg das Risiko um jeweils 68%; beim Melanom (schwarzer Hautkrebs) sogar um 80%.

Aber auch die Sonneneinstrahlung im Erwachsenenalter beeinflusst das Hautkrebsrisiko messbar, wenn auch nicht für alle Krebstypen gleichermaßen. Wer als Erwachsener besonders intensiver (dauerhaft und energiereich) Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist, erkrankt mit einer rund 2,5-mal so großen Wahrscheinlichkeit an einem Basaliom oder einem Spinaliom - für das Melanom war kein erhöhtes Risiko nachweisbar. In ihrem Fazit warnen die Forscher daher vor leichtsinnig ausgedehntem Sonnenbad, jeder Sonnenbrand erhöhe das Hautkrebsrisiko – das Risiko am aggressiven schwarzen Hautkrebs zu erkranken gehe jedoch vorwiegend auf die Sonneneinstrahlung im Teenageralter zurück.

Um so mehr erstaunt eine aktuelle Nachricht aus Texas, USA. Dort erlitt eine Schülerin einen schweren Sonnenbrand, weil ihre Schule die Verwendung von Sonnenmilch nur gestattet, wenn ein ärztliches Attest vorliegt. Die Begründung für diese Form nachhaltig wirksamer Körperverletzung mutet abenteuerlich an: „Sonnenschutzmittel ist eine giftige Substanz und diese können wir nicht in unserer Schule zulassen“. Es handele sich um eine Sicherheitsmaßnahme, da andere Kinder auf die Mittel allergisch reagieren könnten. Nach einer naturwissenschaftlich argumentierenden Risikoabwägung käme man sicherlich zu einem anderen Schluss – doch hier verstellte die Furcht Fehler zu begehen (Allergie) den Blick für das medizinisch (Krebsrisiko) und menschlich (Schmerzen des Kindes durch Sonnenbrand) Gebotene.

Doch was ist zu tun, wenn das Sonnenbad länger währte, als es der Haut guttut? So ist Sport im Freien gut für die Gesundheit, aber oftmals schädlich für die Haut. Es fällt jedoch schwer das eine zu tun und dabei das andere zu vermeiden.

  • Bei leichter Hautrötung genügen handelsüblich Après-Sun-Produkte. Sie enthalten hautkühlende Substanzen und Wasser. Im Gegensatz zum dünnflüssigen Schweiß, der wirkungslos herunterrinnt haften diese Gele oder Cremes auf der Haut und geben der Feuchtigkeit mehr Zeit kühlend zu verdunsten
  • Bei leichtem Sonnenbrand hilft eine erfrischende Dusche bei rund 25°C Wassertemperatur (keinesfalls deutlich kälter). Auch ein Schattenplatz im Schwimmbad oder Baggersee kann helfen, die Haut zu kühlen. Wichtig ist die Dauerkühlung, eine bis zwei Stunden sollten dafür investiert werden, damit die Maßnahme auch wirkt. Das ist mit Dauerduschen kaum möglich, deshalb sind Duschpausen erlaubt. Bei kleinflächigen Sonnenbränden können auch kühle Umschläge mit Quark und Joghurt helfen.
  • Viel Wasser, am besten Mineralwasser das auch noch Salze liefert, trinken
  • Bilden sich Blasen, dann werden wohl auch bald lästiges Jucken und Schmerz auftreten. Lindernd wirken Schmerzmittel, die auch die Entzündungsreaktion dämpfen.
  • Die belasteten Hautpartien sollten in den kommenden Tagen, zumindest zwei Wochen, nicht mehr der direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt werden. Bewährt hat sich leichte, weitgeschnittene Kleidung. Die gerötete Haut ist sehr druck- und rubbelempfindlich, jede Bewegung gibt Auskunft, wo eine Naht der Kleidung über die Haut streicht. Dennoch sollten die betroffenen Körperstellen komplett abdeckt sein.

 

Quellen:

Wu, S. et al. (2014): Long-term Ultraviolet Flux, Other Potential Risk Factors, and Skin Cancer Risk: A Cohort Study. Cancer Epidemiology, Biomarkers and Prevention 23: 1080. doi: 10.1158/1055-9965.EPI-13-0821

Eltern in Texas rebellieren gegen Sonnencreme-Verbot. Artikel auf faz.net, online veröffentlicht am 05.06. 2014

Heil, C. (2014): Da wird Sonnenmilch zum Gift - Nulltoleranzstrategie an Amerikas Schulen. Artikel auf faz.net, online veröffentlicht am 27.06.2014

Erstellt am 7. Juni 2014
Zuletzt aktualisiert am 28. Juni 2014

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