Gelangweilte Raucher bleiben der Zigarette treu
Spannende Ablenkung unterstützt den Nikotinentzug
Viele Raucher möchten sich von ihre Sucht zur Zigarette emanzipieren, doch nur wenigen gelingt es dauerhaft. Da ist es wenig hilfreich, wenn Rauchern mit Entwöhnungsproblemen ein schwacher Wille oder mangelnde Selbstdiziplin vorgehalten wird. Besser wäre es, ihnen eine interessante Beschäftigung anzubieten, denn damit wird der Weg in die Nikotinabstinenz wirkungsvoll unterstützt.
Für ihre Studie wählten die Wissenschaftler der Stony Brook Universität (New York, USA) 20 Raucherpaare (ein Partner rauchte seit wenigstens 8 Jahren), die schon länger als zwei Jahren miteinander liiert waren. Nach acht Stunden Nikotinentzug wurden die Versuchsteilnehmer zum Spielen in einen Magnetresonanztomografen (MRT) geschoben. Zwar ist in der „Röhre“ wenig Platz, doch für Bildschirmspiele, die über eine Handtaste gesteuert werden, ist hinreichend Raum. Der Vorteil dieser ungewöhnlichen Spielposition bestand für die Forscher darin, dem Gehirn beim Spielen zusehen zu können: Wo wird gerade besonders viel Zucker (also Energie) verbraucht - welche Gehirnregion ist gerade aktiv? Gleichzeitig konnte auch die Aktivität des durch achtstündigen Nikotinentzug stimulierten Suchtzentums analysiert werden. Zudem wurden die Spieler nach jeder Spielrunde zu ihrer Stimmung und den subjektiven Entzugssymptomen befragt.
Es zeigte sich, dass anspruchsvolle Spiele die Aktivität im Belohnungszentrum des Gehirns aktivieren und im Suchtzentrum (Region zwischen Scheitel- und Schläfenlappen, temporoparietaler Übergang) reduzieren. Offensichtlich aktivieren Spiele und wahrscheinlich auch andere spannende Aktivitäten das Belohnungszentrum im Gehirn – wie auch das Nikotin: Konzentriertes Spielen kompensiert die Nikotinwirkung. Besonders wirksam war dieser Effekt, wenn die Spieler nicht nur für sich selbst Punkte sammelten, sondern das gemeinsam mit dem geliebten Partner betriebene Paarkonto füllten. Das war möglich, wenn beide Partner korrekt auf die Vorgaben am Bildschirm reagierten. Neben den Spielerfolg (Punkte sammeln) wirkt hier auch die positive Rückmeldung sozialer Harmonie als Belohnung. Diese Erkenntnis deckt sich mit älteren Befunden, wonach Frischverliebte weniger stark unter Nikotinentzug leiden.
In ihrem Fazit betonen die Autoren der Studie, „dass spannende Aktivitäten eine wichtige neue Strategie sind, um das Verlangen nach Zigaretten zu bändigen“. Dabei muss diese spielerische Ablenkung nicht zwingend ein Bildschirm- oder Gesellschaftspiel sein, auch andere gemeinsam mit dem Partner ausgeübte Hobbys mit hoher Anforderung an Konzentration und Kooperation können den dauerhaften Erfolg beim Nikotinentzug unterstützen.
Quellen: Xu, X. et al (2014): An fMRI Study of Nicotine-Deprived Smokers' Reactivity to Smoking Cues during Novel/Exciting Activity. PLoS ONE 9 (4): e94598, online veröffentlicht am 11.04. 2014. DOI: 10.1371/journal.pone.0094598
Erstellt am 24. April 2014
Zuletzt aktualisiert am 24. April 2014

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