Medizinische Leitlinie zur COPD ignoriert bisher das Risiko durch allergische Reaktionen

Allergien provozieren COPD-Krise

von Holger Westermann

Für Menschen mit chronisch obstruktive Lungenerkrankung (chronic obstructive pulmonary disease, COPD) ist die plötzliche Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes (Exazerbation) eine immer wiederkehrende Bedrohung. Die Angst vor einer Krise mit lebensbedrohlicher Atemnot begleitet COPD-Patienten durch den Alltag. Menschenswetter hilft, indem die 3-Tage-Vorhersage auf potentiell belastendes Wetter hinweist. Doch nun wurde in einer Studie erkannt, dass bei vielen Patienten auch allergische Reaktionen einen erheblichen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer Exazerbation ausüben.

Gleich zwei Studien wurden für die aktuelle Studie einer Forschergruppe der Universität Baltimore (Maryland, USA) ausgewertet, um die Bedeutung von Allergien für COPD-Patienten zu untersuchen. In der ersten Studie wurden 1381 starke Raucher mit diagnostizierter COPD, alle älter als 40 Jahre, auf mögliche Überempfindlichkeit gegenüber klassischen Allergenen hin überprüft. Rund ein Viertel zeigt allergische Reaktionen, 88% davon auf Pollen, die anderen auf Hausstaubmilben und Tierhaare. Die zweite Patientengruppe war deutlich kleiner und umfasste nur 77 COPD-Patienten, davon zeigten rund 30% eine Allergie gegen Hausstaubmilben und Tierhaare.

Die übersensiblen Reaktionen betrafen zumeist die oberen Atemwege oder entsprachen den typischen Heuschnupfensymptomen. Die Allergiker zeigten aber auch ein deutlich erhöhtes Exazerbationsrisiko, das Notfallbehandlungen oder sogar stationäre Aufnahme ins Krankenhaus nach sich ziehen konnte. Patienten, die auf drei oder mehr Antigene allergisch reagierten trugen ein zehnfach erhöhtes Risiko für nächtliches Husten und ein zwölffach erhöhtes Risiko einer Exazerbation.

Die Forscher vermuten, dass die allergische Reaktion die oberen Atemwege (insbesondere Bronchien) zusätzlich schädigt, wodurch sich eine leichte Verschlechterung der Symptome sprunghaft verstärken kann. Sie empfehlen daher bei COPD-Patienten verstärkt auf mögliche Allergien zu achten. Kennt der Patient die Risiken, kann er sie meiden und so seine Lebensqualität nachhaltig verbessern – bei Allergenen genauso wie bei ungünstigen Wetterlagen.

Quellen:

Jamieson, D.B. et al. (2013): Effects of Allergic Phenotype on Respiratory Symptoms and Exacerbations in Patients with COPD. American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine, online veröffentlicht am 13. Mai 2013.

Erstellt am 8. Juli 2013
Zuletzt aktualisiert am 8. Juli 2013

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